Wer sich weiterbildet, kennt das Gefühl: Da liegt ein gewaltiger Berg vor einem – voller Stoff, voller Erwartungen, voller Zweifel. Lernen wird dann zur Herausforderung, zur Grenzerfahrung, manchmal auch zum inneren Kampf. Tamira Paszek kennt dieses Gefühl nur zu gut. Die Weltranglistenspielerin aus Dornbirn hat ihr halbes Leben auf dem Tennisplatz verbracht – immer auf der Suche nach dem nächsten Entwicklungsschritt. Im Gespräch mit uns erzählt sie, warum Lernen und Leistungssport mehr gemeinsam haben, als man denkt – und was wir alle uns von der mentalen Haltung eines Profis abschauen können.
Effizienz statt endlosem Marathon
Man könnte meinen, Profis trainieren einfach mehr als andere. Aber das stimmt nicht. Entscheidend ist, wie man lernt. Tamiras Regel: Qualität schlägt Quantität.
„Lieber 30 Minuten volle Konzentration auf ein Thema als drei Stunden Halbwissen.“
Beim Tennis bedeutet das: Fokus auf eine einzige Technik, zum Beispiel die Vorhand. Nicht gleichzeitig an Vorhand, Rückhand, Aufschlag feilen. Nicht alles auf einmal wollen. Im Lernen heißt das: kurze Etappen definieren, ein Thema sprinten, Pause machen. Der Kopf speichert besser, wenn er klaren Fokus bekommt.
Mentale Stärke – und die Liebe zum Prozess
Aber was, wenn der Weg hart wird? Wenn der Stoff schwerer ist als gedacht? Tamira lächelt. „Strong im Kopf zu bleiben ist nicht immer möglich. Aber was hilft, ist, das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren – und sich in den Prozess zu verlieben.“ Nach einer längeren Pause musste sie selbst lernen, den kleinen Fortschritt zu feiern. Nicht das isolierte Resultat zählt, sondern die Bewegung nach vorne. „Wenn du nur auf das Endziel schaust, tun Rückschläge weh. Wenn du aber den Prozess liebst, kannst du durchhalten.“
Niederlagen gehören dazu – sie sind der Stoff, aus dem Fortschritt gemacht ist
Wer ständig gewinnt, lernt nichts Neues. Diese Lektion hat Tamira früh verinnerlicht. „Im Tennis verlierst du fast jede Woche ein Match. Das tut weh. Aber es ist normal.“ Wichtig sei, Niederlagen nicht mit persönlichem Versagen gleichzusetzen. „Der Selbstwert darf nicht am Ergebnis hängen. Man muss auf die eigene Leistung schauen: Habe ich mein Bestes gegeben?“ Das Umdenken hilft auch beim Lernen: Statt sich von schlechten Noten oder Rückschlägen entmutigen zu lassen, wird daraus eine Baustelle für Wachstum.
Mit Druck umgehen – und Fokus trainieren
„Pressure is a privilege“, zitiert Tamira eine alte Sportlerweisheit. Frühes Üben im Umgang mit Druck erleichtert das Abrufen von Leistung auf Knopfdruck – auch beim Lernen oder in Prüfungen. Ihr persönliches Geheimnis: positive Visualisierung. Vor einem wichtigen Match stellt sie sich konkret vor, wie sie spielt, wie sie sich bewegt. Das Gehirn unterscheidet kaum zwischen Vorstellung und Realität – und je häufiger man positive Szenarien visualisiert, desto leichter findet man in den Flow.
Auch Routinen helfen: feste Abläufe vor Prüfungen, feste Lernzeiten, kleine Rituale.
„Je vertrauter der Ablauf, desto leichter wird es, in den Fokus zu kommen und sich nicht von Angst steuern zu lassen.“
Am Ende steht der wichtigste Satz: Ohne Versuch weiß man nie, ob es klappt.
Übrigens: Der Digital Campus Vorarlberg unterstützt voller Stolz die Tennisliga in Vorarlberg! Wir wünschen allen Tennisfans – und natürlich auch allen Kursteilnehmer:innen, die ihr nächstes Match im Leben beginnen – viel Freude, Motivation und Erfolg.