Barrierefreiheit im Web ist kein „Nice-to-have“, sondern gesetzlich verpflichtend. Der European Accessibility Act (EAA) bringt neue Anforderungen für digitale Angebote – und betrifft auch Unternehmen in Österreich. Was genau das bedeutet, für wen die Regelungen gelten und wie du eine barrierefreie Website gestaltest, erfährst du hier.
Was ist digitale Barrierefreiheit?
Digitale Barrierefreiheit bedeutet, dass Webseiten, Apps und digitale Inhalte für alle Menschen zugänglich und nutzbar sind – unabhängig von körperlichen oder kognitiven Einschränkungen, Alter, Sprache oder technischer Ausstattung. Es geht um digitale Inklusion, also um die gleichberechtigte Teilhabe aller am digitalen Leben.
Barrierefreie Webseiten sind:
- navigierbar mit Tastatur oder Screenreader
- visuell klar strukturiert und kontrastreich
- mit verständlichen Texten und logischer Seitenstruktur versehen
- mit Untertiteln, Transkripten oder alternativen Texten ausgestattet
Der rechtliche Rahmen: Was bringt der European Accessibility Act (EAA)?
Der European Accessibility Act (EAA) ist eine EU-Richtlinie, die bis 28. Juni 2025 in nationales Recht umgesetzt werden musste. Ziel ist es, einheitliche Mindestanforderungen an die Barrierefreiheit in der EU zu schaffen – vor allem für digitale Produkte und Dienstleistungen.
Wer ist vom EAA betroffen?
In Österreich betrifft der EAA insbesondere:
- Unternehmen, die Online-Shops, Bankdienstleistungen, E-Books, Ticketbuchungssysteme oder Kommunikationsdienste anbieten
- Dienstleister im Bildungs- oder Gesundheitsbereich, wenn sie digitale Plattformen nutzen
- Software- und App-Entwickler:innen, die Produkte für den EU-Markt anbieten
- Private Anbieter:innen, wenn sie bestimmte Dienstleistungen digital anbieten
- Ausnahmen gibt es nur für Kleinstunternehmen mit weniger als 10 Mitarbeiter:innen und einem Jahresumsatz unter 2 Mio. Euro.
Was bedeutet das konkret?
Seit 28. Juni 2025 müssen Websites, Apps und digitale Dienstleistungen:
- barrierefrei gestaltet sein
- den Anforderungen der Web Content Accessibility Guidelines (WCAG 2.1) entsprechen
- technische Standards zur Bedienungshilfe erfüllen
- eine Erklärung zur Barrierefreiheit veröffentlichen
Bei Nichteinhaltung drohen rechtliche Konsequenzen, Beschwerden und sogar Verwaltungsstrafen. Barrierefreiheit wird also zum Pflichtstandard für digitale Angebote.
Warum lohnt sich barrierefreies Webdesign?
Neben der gesetzlichen Pflicht bringt Barrierefreiheit viele Vorteile:
- Mehr Reichweite: Menschen mit Behinderungen machen rund 15 % der Bevölkerung aus
- Besseres Ranking: Suchmaschinen bewerten barrierefreie Seiten besser
- Stärkere Usability: Klare Struktur und einfache Bedienung verbessern die User Experience
- Imagegewinn: Du zeigst gesellschaftliche Verantwortung – das kommt an
Wie setze ich Barrierefreiheit konkret um?
Hier einige praktische Maßnahmen für deine Website:
1. Strukturierter Code
Nutze semantisches HTML – also korrekte Überschriften-Tags (H1, H2, ...), Listen und Tabellen.
2. Alternative Inhalte
Verwende Alt-Texte für Bilder, Untertitel für Videos und textliche Alternativen für Audioinhalte.
3. Gute Kontraste & Schriftgrößen
Stelle sicher, dass Texte lesbar und bedienbar sind – auch bei Sehbeeinträchtigungen.
4. Tastatur-Navigation
Alle Inhalte müssen auch ohne Maus zugänglich sein.
5. Responsive Design
Deine Website sollte auf allen Geräten (Desktop, Tablet, Smartphone) gut bedienbar sein.
6. Barrierefreiheit testen
Nutze Tools wie:
Unser Fazit: Digitalisierung heißt auch Verantwortung
Barrierefreiheit ist keine Zusatzfunktion – sie ist ein Grundrecht. Mit dem EAA rückt die digitale Gleichstellung stärker in den Fokus. Und das ist gut so. Als Digital Campus Vorarlberg möchten wir alle motivieren, digitale Produkte und Bildungsangebote für alle Menschen zugänglich zu gestalten – inklusiv, nachhaltig und zukunftssicher.